Fertigungstechnik – Ausbildung, Studium, lebenslanges Lernen

Einstieg in die Fertigungstechnik – Berufsausbildung oder Studium. Die Qual der Wahl, wie die berufliche Zukunft gestalten? Zwischenruf von Norbert Hahn, Papenburg.

Die Schule ist vorbei, der Abschluss in der Tasche und die Leidenschaft für Mathematik, Physik und Werkunterricht mit Interesse an Maschinen und Bauen noch nicht erloschen? Das sind die besten Voraussetzungen, um eine Karriere im Bereich Fertigungstechnik anzustreben.

Norbert Hahn

Norbert Hahn, Geschäftsführer der Papenburger Hahn Fertigungstechnik GmbH, weiß aus langjähriger Erfahrung als Ausbildungsbetrieb, wie schwierig es für junge Berufsstarter ist, sich zu entscheiden.

Der Arbeits- und Ausbildungsmarkt ändert sich ständig, aktuell werden Auszubildende in zahlreichen Branchen händeringend gesucht. Entscheidungen blindlings zu treffen ist nicht zielführend, weder für die Berufseinsteiger noch die Unternehmer. Die klassische Handwerksausbildung in Deutschland hat Vorteile und der Berufsstarter hat nach seiner Ausbildung zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten.

Die Ausbildungs-/Studiums Inhalte und Voraussetzungen

Für ein Studium an einer Fachhochschule oder Universität ist ein passender Schulabschluss nötig. Hat der Berufsstarter diesen nicht fällt die Option des Studiums weg. Die gute Nachricht: nach abgeschlossener dualer Berufsausbildung und mehrjähriger Berufserfahrung rein ins Studium. Studieren ohne Abitur durch eine berufliche Aufstiegsfortbildung, wie z. B. der Meister, Techniker oder Fachwirt.

Für Abiturienten, Fachhochschulabsolventen bieten sich zahlreiche Studiengänge im Bereich Fertigungstechnik an. In Niedersachsen werden Studienplätze in den Bereichen Fertigungstechnik, Maschinenbau, Produktionstechnik und im Ingenieurswesen generell gesucht.

Wie in einer klassischen dualen Berufsausbildung, die in Betrieb und Berufsschule gleichzeitig stattfindet, werden im Studium die Themenschwerpunkte Mathematik, Physik, Maschinenbau und im Detail Thermodynamik, Technisches Zeichnen, Montage, Elektrotechnik, Automation, Fertigungsplanung, Steuerungstechnik und Newtonsche Mechanik vermittelt.

Welcher Weg der richtige ist und wohin er führt

Während eine Berufsausbildung in diesem Fachbereich den größeren Fokus auf das praktische Arbeiten – wie in einer klassischen Lehre im Handwerk – legt, steht im Studium der theoretische Teil im Vordergrund. Für absolute Mathe- und Physikfanatiker ein Traum, wer Dinge eher versteht beim Bearbeiten, Reparieren oder in der Herstellung, ist in der Praxis glücklicher, gibt Norbert Hahn zu bedenken. Fertigungstechnik bedeutet von Hand mit Unterstützung diverser Maschinen herzustellen, zu bearbeiten und produzieren.

Theorie, Praxis, Lernform – die Vorteile

Karriere- und Aufstiegschancen mit einer dualen Berufsausbildung sind heutzutage enorm. Handwerk und Gestaltung, Dienstleistungen und Produkte werden durch Menschen gefertigt und als Grundlage dient das duale Ausbildungssystem, erläutert Norbert Hahn. Das duale Ausbildungssystem in Deutschland ist weltweit einzigartig. Auszubildende sind keine Hilfsarbeiter, die beispielsweise im ersten Jahr am Besen eines Betriebes stehen und die Halle fegen, sondern lernen vom ersten Tag an Fachwissen. Praxis im Betrieb und fachliche Theorie in der Berufsschule wird gelehrt und geprüft, was die deutschen Gesellen zu den gebildeten im internationalen Wettbewerb macht. Viele Azubis schätzen die betriebliche Ausbildung, das schulische Lernen gepaart mit der praktischen Arbeit. Sie setzen ihr erlerntes Wissen direkt um, was das Lernen der Theorie unterstützt. Als Beispiel, der Beruf des Feinwerkmechanikers ist ein anerkannter Ausbildungsberuf nach der Handwerksordnung (HwO). Die Ausbildung ist bundesweit geregelt und dauert 3,5 Jahre, erläutert Norbert Hahn. Vorteil ist direkter Einstieg ins Berufsleben, direkt Geld verdienen und nach erfolgreichem Abschluss und Fortbildung beispielsweise in die Selbstständigkeit. Eher starten Absolventen einer betrieblichen Ausbildung und dem darauffolgenden Meister in die Selbstständigkeit, während Akademiker im Laufe der Jahre von der Produktion weg, in der Großindustrie Karriere machen.

Die Vorteile eines Studiums liegen im Theoretischen. Niedersachsen hat ein qualitativ hochwertiges und mannigfaltiges Angebot an individualisierbaren Studiengängen an (Fach-)Hochschulen und Universitäten.

Fazit: Berufsausbildung oder Studium – viele Wege führen zum Ziel! Ist lebenslanges Lernen die Lösung?

Triplex Kettenrad – Hahn Fertigungstechnik GmbH Papenburg

Bei der Berufsausbildung wiegt die Praxis in der betrieblichen Ausbildung stärker. Ohne Fortbildung wird das theoretische Wissen eines Bachelors nicht erreicht. Während der Bachelor den praktischen Fähigkeiten eines Gesellen erstmal deutlich hinterherhinkt. Jungen Berufseinsteigern steht in Deutschland eine Palette von zahlreichen Möglichkeiten zur Verfügung: betriebliche Berufsausbildung, Studium, duales Studium, Weiterbildungs- und Fortbildungsmaßnahmen, Meisterschule, Techniker, etc. Zusammengefasst liegt die Lösung im lebenslangen Lernen.

 

FOS Jahrespraktikatin Wirtschaft – Meine Erwartungen

Chantal ist 17 Jahre alt. Sie besucht die Fachoberschule Wirtschaft an der berufsbildende Schule (BBS) in Papenburg und ist seit dem 01.August 2018 als FOS-Jahrespraktikantin im Büro bei uns im Unternehmen Hahn Fertigungstechnik GmbH tätig.

„Zu Beginn dachte ich, dass die Arbeit vielleicht nicht so abwechslungsreich wird und ich nur typische Praktikantenaufgaben machen darf, doch schon bald stellte sich heraus, dass meine Vorstellungen in diesem Punkt nicht so ganz mit der Realität übereinstimmen. Ich bin schon dafür verantwortlich, dass die Kaffeemaschine jeden Morgen für unsere Werker gereinigt wird, aber ich habe mehr wichtige Aufgaben bekommen als ich dachte.

Ich bin an drei Tagen in der Woche bei Hahn Fertigungstechnik und an zwei Tagen in der Woche gehe ich zur Schule. Mein normaler Arbeitsalltag beginnt damit die bereits erwähnte Kaffeemaschine zu reinigen, dann mache ich eine kleine Runde durch alle Büros um Lieferscheine, Stundenbücher und andere Unterlagen einzusammeln und bearbeite diese. Außerdem bereite ich die Nachkalkulationen für unsere Aufträge mit vor, sorge dafür, dass alle Zeichnungen und Arbeitskarten aus der Fertigung im System abgelegt werden und erledige, was sonst außer der Reihe noch anfällt.

Ich finde, dass der Arbeitsalltag im Allgemeinen schon abwechslungsreich ist und ich komme sehr gut mit meinen Kollegen/innen klar.

Ich kann nicht sagen wie es in anderen Betrieben ist, aber mir gefällt gerade bei Hahn sehr gut, dass man sofort mit zum Team gehört und verständnisvoll miteinander umgegangen wird, denn auch ich muss bei einigen Dingen noch ein zweites Mal nachfragen, bis ich verstanden habe wie etwas gemacht werden muss. Außerdem finde ich es super mein Taschengeld etwas aufbessern zu können ohne mir einen zusätzlichen Nebenjob suchen zu müssen.

Außergewöhnliche Fähigkeiten erfordert es nicht, einen Bürojob zu erlernen, doch man sollte schon ein hohes Maß an Konzentration und Geduld mit sich bringen. Geduld haben meine Kolleginnen auch bewiesen. Sie haben sich am Anfang sehr viel Zeit für mich genommen und mir alles in Ruhe erklärt. Inzwischen arbeite ich natürlich selbstständig, doch ich kann meine Fragen jederzeit bedenkenlos stellen.

Nach meinem Fachabitur möchte ich gern ein Studium bei der Landespolizei absolvieren, aber für den Fall, dass das nicht gelingen sollte, werde ich eine kaufmännische Ausbildung machen. Dann habe ich den Vorteil, dass ich viele Inhalte der Berufsschule schon aus meinem Praktikum kenne.

Ich werde das Team rund um Hahn sicher vermissen, wenn ich mein Praktikum beendet habe, aber bis dahin ist noch ein bisschen Zeit.“

Zerspanende Fertigung: Bohren in der Fertigungstechnik

Bohrmaschinen für Metall – Das Bearbeiten von Metallen erfordert Erfahrung und Techniken. Für die Bearbeitung von Kupfer, Eisen oder Stahlblech ist Spezialwerkzeug nötig. Zwischenruf von Norbert Hahn, Hahn Fertigungstechnik GmbH aus Papenburg

Bohren: vom Handbohrer zur Präzision Bohrmaschine

Bohren in diesem Zeitalter ist die falsche Beschreibung, Schleifen und Schaben treffen die Tätigkeit. Das Ergebnis: die Bohrlöcher waren nicht rund und ohne exakte Durchmesser in der Tiefe. Neue Technologien förderten die Entwicklung des Bohrvorganges: Rollenbohrer, Bohrleiern und Rennspindeln aus Metall brachen im 11. Jahrhundert einen Durchbruch. Zinn, Kupfer, Eisen wurden durchbohrt. Im 16. Jahrhundert war das Bohren mühselig – einfache Bohrer mit kurzer Lebensdauer, großer Wiederstand, Überhitzung stellten sich als Problem dar, erläutert Norbert Hahn, Geschäftsführer Hahn Fertigungstechnik GmbH.

1895 stellte der Stuttgarter Wilhelm E. Fein die erste elektrische Handbohrmaschine der Welt vor: 660 kg Gewicht und das erste Elektrowerkzeug.

Herausforderungen: Härte, Drehzahl, Präzision

Weiterentwicklung und Technologie für Präzision waren für den Bau von Schusswaffen, Kanonen, Musketen und Pistolen nötig. Das langwierige Nacharbeiten der Schusskanäle, um eine Zielgenauigkeit zu erzielen, war eine zu lösende Herausforderung. Fortschritt gelang mit der Härtung von Eisen und Herstellung von Stahl. Dank dem gehärteten Metall gelang die Fertigung von neuen Bohrspitzen. Damit wurde die Bohrung von Löchern rund und präzise. Seit 1150 wurden Geschützbohrmaschinen verwendet. Große Apparate, angetrieben von Pferden oder Wasserkraft, gibt Norbert Hahn zu bedenken.

Genauigkeit war bei friedlichen Maschinen gefragt. Der Einsatz von Dampfmaschinen wurde in den Anfangsjahren in Südengland beim Pumpen von Wasser aus den Bergwerken bewundert. Diese Dampfmaschinen waren nicht ausgereift. Der Wirkungsgrad klein: ein Prozent der verheizten Energie verwandelte sich in mechanische Arbeit, erläutert Norbert Hahn. Zwischen Kolben und Zylinder war zu großer Spielraum, der Dampfdruck verpuffte ungenutzt. James Watt, Visionär für Dampfmaschinenkonstruktionen, löste das Problem. James Watt erkannte, dass die Kolben nicht mit Genauigkeit im Zylinder liefen. Der ungenaue Mechanismus zerstörte die teuren wertvollen Maschinen. 1776 erhielt James Watt von seinem Geschäftspartner Matthew Boulton die erfreuliche Mitteilung: „Mr. Wilkinson hat uns verschiedene Zylinder fehlerfrei gebohrt, darunter befindet sich einer von zwölf Inches leichter Weite, die an keiner Stelle um die Dicke eines 6-Pence-Stückes von der wahren Kreisform abweichen“, Zitat von Matthew Boulton. Mr. Wilkinson erreichte die Lösung durch das genaue Bohren einer Zylinderbohrmaschine. Er brauchte für diese Bohrung ca. 30 Tage. Dieser Fortschritt besiegelt die Entstehung des neuen Handwerks- und Industriezweiges der Fertigungstechnik und den Maschinenbau, erläutert Norbert Hahn.

Wilkinsons Zylinderbohrmaschine: wesentlicher Fortschritt für den Maschinenbau

Mit einer doppelseitig gelagerten Bohrstange vermied Mr. Wilkinson, dass sich die Stange während des Bohrens verbog, was bis dahin eine Schwäche derartiger Geräte war. Die stabile Führung des Bohrens sorgte für genaue Zentrierung. Für den Vorschub des Bohrens sorgte bei Wilkinson die Maschine, das Werkstück bewegte sich nicht. Zudem verpasste er seinen Bohrern schneidende Messereinsätze aus hartem Stahl. Der Werkzeug- und Maschinenexperte Karl Allwang bezeichnete diese Maschine als einen Wendepunkt in der Geschichte der Technik, erläutert Norbert Hahn.